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bag arbeit kritisiert fragwürdige Geschäftspraktiken bei Bildungsanbietern

Eine aktuelle Recherche des SPIEGEL deckt die dubiosen Geschäftspraktiken des Bildungsunternehmens „Mission Bildungschance“ im Bereich der geförderten Weiterbildung auf.

Laut der SPIEGEL-Recherche wurden arbeitslose Menschen über Plattformen wie TikTok mit vermeintlich attraktiven Angeboten zu Social-Media-Manager-Schulungen geködert. Diese Kurse sollten nur wenige Wochen dauern, bequem von zu Hause aus absolviert werden können und durch die Agentur für Arbeit finanziert sein. Zudem wurde eine Jobgarantie nach Abschluss der Schulungen in Aussicht gestellt. Doch viele der Teilnehmenden fanden sich nach den Kursen ohne Job wieder und kritisierten die mangelhafte Qualität der Lerninhalte.

Die Agentur für Arbeit finanzierte diese fragwürdigen Kurse über Aktivierungs- und Vermittlungsgutscheine, geprüft und zertifiziert von der akkreditierten Zertifizierungsstelle Certuria. Auf Anfrage des SPIEGEL bestätigte Certuria, dass „Mission Bildungschance“ von ihnen zertifiziert wurde. Allerdings verwendete das Unternehmen weiterhin das Zertifizierungssiegel, obwohl dieses nicht mehr gültig war. Die Gründer von „Mission Bildungschance“ erklärten, das abgelaufene Zertifikat sei „schlicht übersehen“ worden und mittlerweile gelöscht. Certuria äußerte sich nicht dazu, warum sie einen offenbar fragwürdigen Anbieter zertifiziert hatte.

Trotz der Enthüllungen bietet „Mission Bildungschance“ aktuell weiterhin Kurse an. Die Arbeitsagentur listet ihre Bildungsmaßnahmen auf ihrer Website, zugelassen bis Juni 2025. Kursteilnehmer, die kürzlich an den Kursen teilnahmen, berichten jedoch von fehlenden schriftlichen Jobversprechen.

Hans-Peter Eich, Vorstandsvorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft Arbeit e.V., kommentiert: “ Die Enthüllungen rund um ‚Mission Bildungschance‘ sind alarmierend, jedoch nach unseren Erfahrungen leider kein Einzelfall. Mit der zunehmenden Digitalisierung des Lernens drängen immer mehr Bildungsanbieter auf den Markt, die weniger an der beruflichen Weiterentwicklung der Arbeitslosen interessiert sind, sondern vielmehr auf Gewinnmaximierung ausgerichtet. Dies verdeutlicht die dringende Notwendigkeit einer verstärkten Überprüfung seitens der Zertifizierungsstellen, um solche Praktiken zu unterbinden und die Integrität sowie Qualität der Bildungsangebote zu wahren.“

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