Silke Gmirek, geschäftsführende Vorständin der bag arbeit und Geschäftsführerin der GFBM gGmbH, bezieht Stellung.
AZAV – ein tragfähiges Instrument zur Umsetzung innovativer Angebote?
Mit der Einführung der AZAV wurde eine solide Grundlage geschaffen, die Qualität der Anbieter von Arbeitsmarktdienstleistungen wie auch der entsprechenden Maßnahmen vor dem Hintergrund der Arbeitsmarktrelevanz sicherzustellen. Die Ergebnisse der längst überfälligen Evaluation liegen nun vor und es ist offenkundig, dass trotz der insgesamt positiven Bewertung wichtige Aspekte aus Sicht der Bildungsdienstleister (leider oft „Träger“ genannt) im Themenspeicher bleiben:
Unter der Annahme, dass die Erhöhung von Wirtschaftlichkeit und Wirksamkeit der Angebote bei größtmöglicher Transparenz ausgewiesene Ziele sind, ist ein systematisches Prüfverfahren grundsätzlich zu befürworten.
Aber: Nehmen wir die Verfahren der Trägerzertifizierung, der Zulassung von Maßnahmen und der öffentlichen Ausschreibungen in den Blick, ist offenkundig, dass damit für die Bildungsdienstleister hohe Kosten bei einem enormen zeitlichen und personellen Aufwand, die wachsende Zahl der geforderten Nachweise zu erbringen, verbunden ist. Diese Kosten sind bislang in nicht annähernd refinanzierbar.
Betrachten wir weiterhin die Praxis der Zulassung von Maßnahmen, die den Bundes-Durchschnittskostensatz (B-DKS) überschreiten, konzentriert sich das Verfahren auf den Operativen Service der Agentur für Arbeit Halle. Ablehnungen können oft nicht nachvollzogen werden und wirken in vielen Fällen sehr formalisiert.
Wenn wir innovative, individualisierte Angebote in Anwendung bringen wollen, müssen wir eine kostendeckende Umsetzung gewährleisten. Insofern ist es unumgänglich, eine Neuausrichtung der B-DKS auf den Weg zu bringen, die nicht nur regionale, sondern auch inhaltliche und methodisch-didaktische Besonderheiten aufgreift.
Wir brauchen ein System, das die Kombination von Maßnahmetypen, variable Gruppengrößen und damit eine schnelle Reaktion auf Entwicklungen des Arbeitsmarktes (z.B. Digitalisierung und modulare Angebote) möglich macht.
Der Text ist erschienen im: Forum Arbeit 03|19 – Die AZAV auf dem Prüfstand
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