In Deutschland nehmen jährlich rund 250.000 Jugendliche nach der Schule an staatlich geförderten Maßnahmen im sogenannten Übergangssektor teil, da sie keinen Ausbildungsplatz finden. Gleichzeitig blieben im Jahr 2024 etwa 70.000 Ausbildungsplätze unbesetzt. Dies zeigt, dass es mehr individuelle Unterstützung für den Berufseinstieg braucht – nicht zuletzt angesichts des akuten Fachkräftemangels. Die Bertelsmann Stiftung und Deutsche Kinder- und Jugendstiftungen haben erstmals eine Befragung in Auftrag gegeben und nun ausgewertet.
Jugendliche im Übergangssektor
22.01.2025 | Arbeit und Bildung, Featured, News, Themen
Staatliche Maßnahmen wie das Nachholen von Schulabschlüssen oder Kurse zum Erwerb berufsbezogener Fähigkeiten sollen den Jugendlichen helfen, eine Ausbildung zu beginnen. Doch laut einer aktuellen Befragung der Bertelsmann Stiftung hätte rund ein Drittel dieser Jugendlichen diese Maßnahmen gar nicht nötig, da sie die Voraussetzungen für eine direkte Ausbildung bereits mitbringen. Fachkräfte aus Jobcentern, Berufsschulen und Bildungsträgern schätzen, dass:
- 26,3 % direkt eine Ausbildung aufnehmen könnten, wenn es passende Ausbildungsplätze gäbe,
- 36,4 % dies mit professioneller Begleitung schaffen würden,
- 37,3 % derzeit auf Maßnahmen angewiesen sind, um langfristig ausbildungsfähig zu werden.
Das Potenzial der Jugendlichen sollte dringend genutzt werden, nicht nur zur Bekämpfung des Fachkräftemangels, sondern auch, um jungen Menschen eine Perspektive zu bieten.
Langfristige Probleme ohne Ausbildungsabschluss
Die Realität zeigt jedoch, dass viele Jugendliche langfristig ohne Ausbildungsabschluss bleiben. Eigentlich sollen Maßnahmen im Übergangssektor den Jugendlichen innerhalb eines Jahres den Einstieg in eine Ausbildung ermöglichen. Tatsächlich schaffen es jedoch nur ein Drittel innerhalb von drei Jahren. Dies führt dazu, dass etwa 20 % der 20- bis 34-Jährigen ohne abgeschlossene Ausbildung sind.
Positive Entwicklungen und notwendige Veränderungen
Trotz der Herausforderungen gibt es auch Fortschritte. Rund 60 % der befragten Fachkräfte empfinden die Angebotssituation am Arbeitsmarkt als verbessert, und 35 % sehen vereinfachte Anforderungen von Betrieben. Gleichzeitig betonen 80 % der Fachkräfte, dass die Arbeit im Übergangssektor schwieriger geworden ist. Einig sind sich fast alle: Es braucht mehr Kapazitäten für die direkte Arbeit mit den Jugendlichen.
Mehr individuelle Förderung für einen erfolgreichen Start
Damit mehr Jugendliche direkt eine Ausbildung beginnen können, müssen die Übergänge flexibler gestaltet und die Betreuung intensiver werden. So kann der Übergangssektor sich besser auf jene konzentrieren, die gezielte Unterstützung benötigen. Dies wäre ein wichtiger Schritt, um sowohl den Jugendlichen als auch dem Arbeitsmarkt nachhaltig zu helfen.
Weitere Informationen
Die Analyse ‘Jugendliche im Übergangssektor‘ der Bertelsmann Stiftung und Kinder- und Jugendstiftung.