Der Schattenbericht 2025 zu Armut in Deutschland wurde von der Nationalen Armutskonferenz veröffentlicht. Er wurde gemeinsam von Menschen mit Armutserfahrung sowie Organisationen und Verbänden erarbeitet. Der Bericht zeigt nicht nur statistische Zahlen, sondern auch, was es bedeutet, in Deutschland arm zu sein – aus der Perspektive der Betroffenen.
Schattenbericht 2025: Armut in Deutschland
In Zeiten hitziger Debatten über Armut und existenzsichernde Leistungen setzt der Schattenbericht ein klares Zeichen: Armut ist ein strukturelles Problem, das nicht einfach individuelles Versagen ist. Die Gesellschaft schöpft ihre Möglichkeiten zur Armutsbekämpfung nicht aus, und Betroffene erfahren häufig Stigmatisierung und Ausgrenzung.
Wie viele Menschen sind betroffen?
Laut den neuesten Daten aus der EU-SILC-Statistik, die auf dem Mikrozensus basieren, zeigt sich:
- 17,7 Millionen Menschen in Deutschland sind von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht. Dazu zählen auch Menschen mit hohen Schulden oder diejenigen, die unvorhergesehene Ausgaben nicht decken können.
- 14,5 % der Bevölkerung gelten als einkommensarm: sie verfügen über weniger als 60 % des mittleren Einkommens.
- 6,9 % waren im Jahr 2022 von erheblicher materieller oder sozialer Entbehrung betroffen.
Armut äußert sich nicht nur durch ein geringes Einkommen, sondern auch im Alltag. Vielen Betroffenen fehlt der Zugang zu gesunder Ernährung, neuer Kleidung oder Bildungschancen. Zudem erleben sie häufig Stigmatisierung und Ausgrenzung, wenn sie nicht den gesellschaftlichen Leistungsnormen entsprechen.
Armut betrifft nicht alle Menschen gleichermaßen. Rassismus erhöht das Risiko, da Diskriminierung den Zugang zu Bildung und Arbeit erschwert. Auch das Geschlecht spielt eine Rolle: Traditionelle Rollenbilder und Lücken in der Familienförderung führen dazu, dass Frauen häufiger in finanzielle Notlagen geraten. Zudem verschärfen politische Entscheidungen die Situation, etwa durch Kürzungen im sozialen Bereich und eine oft restriktive Ausgestaltung des Bürgergelds.
Forderungen der Nationalen Armutskonferenz
Um Armut langfristig zu bekämpfen, fordert die Nationale Armutskonferenz unter anderem:
- Armutsbekämpfung als festes sozialstaatliches Ziel mit gesicherter Finanzierung
- Vereinfachter Zugang zu sozialen Leistungen und Abbau von Stigmatisierung
- Verlässliche soziale Infrastruktur, insbesondere für Bildung und Kinderförderung
- Gezielte Unterstützung für getrennte Eltern mit doppeltem Haushaltsbedarf
- Mehr soziale Inklusion statt wirtschaftlicher Profitmaximierung als politisches Leitbild
Der Schattenbericht
Der Schattenbericht zeigt uns mehr als nur Zahlen und Grafiken. Er gibt Menschen eine Stimme, die sonst oft nicht gehört werden. Neben den Daten enthält er Erfahrungsberichte und Analysen zu Themen wie Kinderarmut, Wohnungslosigkeit oder gesellschaftlichen Transformationsprozessen.
Die zentrale Botschaft: Armut ist kein persönliches Versagen, sondern eine Folge politischer und gesellschaftlicher Strukturen. Wer sie bekämpfen will, muss sich für tiefgreifende Veränderungen einsetzen.
Weitere Informationen
Den Schattenbericht der Nationalen Armutskonferenz in voller Länge finden Sie hier.