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Arbeitsmarktpolitik und Bafög ausbauen

Der Fortbildungsbedarf steigt – Stichwort Digitalisierung. Aber wie soll Weiterbildung in Zukunft finanziert werden? Eine von der Hans-Böckler-Stiftung geförderte Studie zeigt: Sinnvoll wäre eine Fortentwicklung von BAföG und Arbeitsmarktpolitik.

In Deutschland ruht die öffentlich geförderte Aus- und Weiterbildung im Wesentlichen auf zwei Säulen: dem ursprünglich für Schüler und Studierende geschaffenen Bafög, das heute auch Gesellen auf dem Weg zur Meisterprüfung und anderen beruflich Qualifizierten offensteht, und den Leistungen der Arbeitsagentur. Letztere halfen Gerhard Bosch, Arbeitssoziologe und Senior-­Professor am Institut Arbeit und Qualifikation der Universität Duisburg-Essen, zufolge jahrzehntelang, den Strukturwandel abzufedern. Allerdings wurde die Reichweite immer weiter beschränkt – insbesondere im Zuge der Hartz-Reformen mit der Durchsetzung des Grundsatzes „Vermittlung vor Qualifizierung“. Vor allem die Teilnehmerzahlen längerfristiger Fortbildungsprogramme sind daraufhin eingebrochen.

Bosch schlägt eine Reihe von Änderungen vor r, um künftige Herausforderungen zu bewältigen. Die wichtigsten Punkte:

  • Altersgrenzen für Bafög aufheben; wobei Ältere höhere, ihren Lebensumständen angemessene Fördersätze erhalten sollten. Die bestehenden Grenzen sind Bosch zufolge möglicherweise ohnehin gesetzeswidrig, weil sie eine Altersdiskriminierung darstellen.
  • Erleichterung der Anerkennung ausländischer Abschlüsse und informell erworbener Kenntnisse;
  • Möglichkeit einer zweiten Berufsausbildung für alle, die ihren ersten Beruf nicht mehr ausüben können;
  • Rechtsanspruch auf Teilfreistellung für Fortbildung;
  • bessere finanzielle Förderung Arbeitsloser, die sich weiterbilden, und längere Förderung von „lernentwöhnten Langzeitarbeitslosen“;
  • Einführung eines Transformationskurzarbeitergeldes zur Bewältigung des Strukturwandels;
  • höhere Arbeitslosenversicherungsbeiträge von Firmen, die befristet Beschäftige oder Leiharbeiter einstellen.