Marc Hentschke, geschäftsführender Vorstand der bag arbeit und Geschäftsführer des Sozialunternehmens Neue Arbeit Stuttgart, bezieht Stellung.
Durch Arbeit lernen
Das Forum Arbeit nimmt mit dem Sanktionsurteil des Bundesverfassungsgerichts ein aktuelles Thema auf. Die Präsidentin des Deutschen Sozialgerichtstages, Monika Paulat, hat das Urteil rechtlich eingeordnet und Maria Loheide (Vorstand Sozialpolitik Diakonie Deutschland) setzt sich damit politisch auseinander. Inhaltlicher Schwerpunkt des Heftes liegt jedoch auf der Frage nach der Integration und Qualifizierung von Langzeitarbeitslosen. Dr. Christopher Osiander (IAB) zeigt auf, dass bei Langzeitarbeitslosen, die meist geringqualifiziert sind, trotz stabiler Arbeitsmarktlage noch akuter Handlungsbedarf auf dem Weg zur Integration in den Arbeitsmarkt besteht. Die Politik hat sich nach jahrelanger Lobbyarbeit dazu entschieden, das Instrument § 16i im SGB II befristet zu verankern, um so über sozialversicherungspflichtige Beschäftigung einen Beitrag zur Reduzierung von Langzeitarbeitslosigkeit zu leisten. Verbunden damit ist eine verbesserte Haushaltslage. Die Jobcenter bekommen zusätzlich die Möglichkeit, passive Leistung in aktive Mittel zu verwandeln. Die Einführung des § 16i wird von vielen aus dem politischen Raum als Trendwende gefeiert. Insofern verwundert es nicht, dass die Kommentare der Politikerinnen und Politiker trotz der unterschiedlichen Ausrichtung der Parteien durchweg positiv ausfallen. Nüchtern betrachtet sind die mit dem §16i verbundenen konzeptionellen Ansätze und Finanzierungstechniken nicht neu. Es ist dennoch richtig, dass nun wieder ein nachhaltigeres Vorgehen gewählt wird. Das bedeutet eine Abkehr vom work first Ansatz, der auf die schnelle Vermittlung in fast jede Form von Arbeit fokussiert. Die Stabilisierung im Prozess des Arbeitens und die damit verbundene praxisnahe Qualifizierung rückt in den Vordergrund. Auch Sozialgesetzbücher übergreifende Förderketten sind nun möglich. Barbara Hemkes (BIBB) macht deutlich, dass die Wissenschaft das „Lernen durch Arbeit“ wieder als tragend ansieht. Schon der Produktionsschulansatz der 20er Jahre oder das Konzept „Arbeit und Lernen“ aus den 70er Jahren gingen davon aus, dass Lernvermittlung beim Arbeiten für viele der bessere Ansatz ist. Aus Sicht der BAG Arbeit ist der eingeschlagene Weg sehr zu begrüßen.
Der Text ist erschienen im: forum arbei 04|19 – Wie gelingen Qualifizierung und Integration von Langzeitarbeitslosen?
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