Dr. Eike Windscheid und Dr. Yvonne Lott von der Hans-Böckler-Stiftung haben in einer neuen Analyse der aktuellen Forschung analysiert, was besser hilft als Arbeitszeitverlängerung um Fachkräftemangel entgegen zu steuern. So haben sie festgestellt, dass die Verlängerung der wöchentlichen oder der Lebensarbeitszeit nicht geeignet sind, Arbeitsmarktprobleme durch den demografischen Wandel zu beheben und die Sozialklassen zu stabilisieren, denn sie können Engpässe bei Fachkräften verschärfen. Es drohen geringere Produktivität, verstärkte Leistungsreduzierung oder Arbeitsausfall, die angesichts stark verdichteter Arbeitsabläufe und erheblicher psychischer und/oder körperlicher Belastungen hervorgerufen werden können. Dies führt wiederum zu höheren Sozialausgaben. Andere Beschäftigte könnten mit einem Wechsel in Teilzeit reagieren – ein Muster, das beispielsweise in der Pflege längst zu beobachten ist und den Fachkräftemangel dort vergrößert. So würden generell längere Vollzeit-Arbeitszeiten für Eltern problematisch sein, denn auf diese Weise sei es schwerer Erwerbs- und Familienarbeit zu vereinbaren– mangels Alternativen könnte dieser Druck ebenfalls zur Reduzierung der vereinbarten Arbeitszeit oder sogar zum kompletten Rückzug aus der Berufstätigkeit führen. Diese Hürden könnten außerdem noch mehr junge Menschen dazu bringen, auf Kinder zu verzichten.
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