Psychische Erkrankungen erhöhen das Risiko, arbeitslos zu werden oder frühverrentet zu werden. Daher ist es entscheidend, betroffene Menschen gezielt bei ihrer beruflichen (Wieder-)Eingliederung zu unterstützen. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung analysiert: Für einen erfolgreichen Rehabilitationsverlauf und einen nachhaltigen Übergang in den Arbeitsmarkt sind ein gut abgestimmtes Zusammenwirken der zuständigen Akteure, eine kontinuierliche Betreuung beim Beschäftigungsübergang sowie ausreichend Zeit und Flexibilität während der Rehabilitation erforderlich.
Berufliche Rehabilitation für Menschen mit psychischen Erkrankungen
26.02.2025 | Allgemein, News, Sozialer Arbeitsmarkt, Themen

Psychische Erkrankungen und Erwerbsteilhabe
Jährlich ist etwa jeder vierte Erwachsene in Deutschland von einer psychischen Erkrankung betroffen. Dies hat nicht nur Auswirkungen auf den Alltag und die Lebensqualität der Betroffenen, sondern verursacht auch hohe Kosten für die Versorgungssysteme. Die direkten Behandlungskosten psychischer Erkrankungen betragen in der gesetzlichen Krankenversicherung jährlich rund 44 Milliarden Euro. Darüber hinaus entstehen indirekte Kosten durch Arbeitsausfälle, da psychische Erkrankungen häufig zu langen Fehlzeiten führen. Sie sind der Hauptgrund für Erwerbsminderungsrenten: 2022 lag der entsprechende Anteil laut Deutscher Rentenversicherung Bund bei 42 Prozent.
Arbeit hat jedoch eine bedeutende Rolle für die psychische Gesundheit: Eine Erwerbstätigkeit unter guten Bedingungen kann den Verlauf psychischer Erkrankungen positiv beeinflussen und zur Stabilisierung beitragen. Umgekehrt können Arbeitslosigkeit und schlechte Arbeitsbedingungen die psychische Gesundheit verschlechtern. Trotz vorhandener Maßnahmen gelingt es vielen Menschen mit psychischen Erkrankungen jedoch nicht, nachhaltig in den Arbeitsmarkt integriert zu werden.
Ganzheitliche Diagnose und das Erkennen von Erkrankungen
Ein erfolgreicher Rehabilitationsprozess beginnt mit einer umfassenden und ganzheitlichen Diagnose. Idealerweise werden dabei gesundheitliche, soziale und berufsbezogene Aspekte berücksichtigt. Die sozialmedizinische Begutachtung durch den zuständigen Kostenträger (z. B. Rentenversicherung oder Bundesagentur für Arbeit) spielt hierbei eine wichtige Rolle. Dennoch wird die Erkennung psychischer Erkrankungen durch Fachkräfte der Agenturen und Jobcenter oft erschwert, sei es durch lückenhaftes Wissen oder durch die hohe Personalfluktuation, die ein Vertrauensverhältnis erschwert.
Gesundheitliche Stabilität und Motivation
Ein weiteres Schlüsselelement für eine erfolgreiche berufliche Integration ist die gesundheitliche Stabilität der Betroffenen. Alle befragten Expert*innen betonen, dass eine hohe Eigenmotivation der Teilnehmenden zentral ist. Oft müssen verschiedene Optionen ausprobiert werden, um das passende Arbeitsfeld zu finden.
Kooperation aller Akteure
Im System der beruflichen Rehabilitation sind viele Institutionen beteiligt, darunter die Bundesagentur für Arbeit, Rentenversicherungsträger, gesetzliche Unfallversicherung, Jugendhilfe und verschiedene Leistungserbringer. Eine enge Zusammenarbeit zwischen diesen Akteuren sowie mit dem medizinischen System ist wichtig. Ein Problem sind jedoch lange Wartezeiten zwischen einem Klinikaufenthalt und dem Beginn einer beruflichen Rehabilitationsmaßnahme, was sich negativ auf die Motivation und den Erfolg der Maßnahmen auswirken kann.
Optimierung der Maßnahmenangebote und Nachbetreuung
Individuelle und flexible Gestaltungen von Rehabilitationsmaßnahmen werden von Betroffenen und Leistungserbringern gleichermaßen als notwendig erachtet. Allerdings sind Maßnahmen in Teilzeit oder mit Gleitzeitoptionen bisher nur selten möglich. Digitale Fortbildungsangebote könnten zudem eine sinnvolle Ergänzung sein, insbesondere für Menschen, die sich in Gruppensettings unwohl fühlen.
Ein weiterer zentraler Punkt ist die Nachbetreuung: Sie spielt eine entscheidende Rolle für den nachhaltigen Übergang in den Arbeitsmarkt. Dennoch empfinden viele Betroffene die bisherige Dauer der Nachbetreuung, die sich häufig nur auf wenige Wochen beschränkt, als zu kurz.
Fazit
Um die berufliche Rehabilitation von Menschen mit psychischen Erkrankungen zu verbessern, bedarf es eines gut funktionierenden Zusammenwirkens aller Akteure, einer verbesserten Diagnostik, flexiblerer Maßnahmen sowie einer längeren und intensiveren Nachbetreuung. Durch gezielte Verbesserungen in diesen Bereichen kann nicht nur die Erwerbsfähigkeit der Betroffenen langfristig gesichert, sondern auch deren Lebensqualität gesteigert werden.
Weitere Informationen
Die Analyse des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung.