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GenZ- Chancen durch Veränderungen, aber niemanden vergessen

forum arbeit 04/23

Ein Vorwort von unserem Vorstandsmitglied Thomas Johannes

Veränderungen hat es schon immer auf dem Arbeitsmarkt gegeben und Problematisieren ist in unserer Gesellschaft auch nichts Neues. Sicherlich ist es immer eine Frage der Perspektive, oder anders formuliert: bin ich Arbeitgeber oder Arbeitnehmer? Jeder hat hier verständlicherweise seine eigenen Ziele, die mehr oder weniger voneinander abweichen. Geht es dem Arbeitgeber meist darum betriebswirtschaftliche Ziele zu verwirklichen und Gewinne zu maximieren, so stehen beim Mitarbeiter meist persönliche Ziele im Vordergrund. War einst die Einstellung „wenn ich viel arbeite, kann ich mir viel leisten“ über viele Branchen hinweg normal und handlungsleitend für den Großteil der arbeitenden Gesellschaft, hat sich diese weit verbreitete Ansicht verändert und wird sich vermutlich auch weiterhin ändern. Sicherlich hat die GenZ andere Wertvorstellungen als ihre Vorgänger und Vorvorgänger, aber hat es nicht schon mal Ähnliches gegeben? Nur weil andere Vorstellungen vorhanden sind und kritische Fragen gestellt werden, die auch durchaus unangenehm für Arbeitgeber sein können, ist es nicht richtig die GenZ pauschal als leistungsunwillig und weltfremd zu charakterisieren. Vielmehr scheint es mir bedeutsam, die Anliegen der GenZ ernst zu nehmen, sie bei Entscheidungen einzubinden und zu akzeptieren, dass ein Umdenken und Veränderungen notwendig sind, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Bestimmt ist es auch hilfreich sich als Arbeitsgeber mal die Frage zu stellen, was kann ich in meinem Unternehmen verändern um eine bessere Passung mit den Wertvorstellungen der GenZ zu erzielen und wo sind bisher ungenutzte Potentiale?

Der Markt wird es schon richten – doch ganz so einfach ist es nun auch wieder nicht. So werden nach derzeitiger Marktlage Unternehmen noch einiges unternehmen müssen um Fach- und Arbeitskräfte zu finden und längerfristig zu binden. Wenn sich Firmen darauf einlassen, neue Wege zu gehen, werden sie sicherlich davon profitieren. Allerdings darf nicht vergessen werden, dass diese Marktmechanismen nur funktionieren, wenn alle Markteilnehmer gleich stark sind. Da diese Marktgleichheit in der Praxis natürlich nicht der Fall ist und es nicht nur Fachkräfte und hochflexible sowie leistungsfähige Menschen gibt, ist es notwendig, dass der Staat regulierend in den Arbeitsmarkt eingreift um massive Ungleichgewichte zu beseitigen. Auch wenn die Mittel knapp sind, dürfen arbeitsmarktferne Menschen nicht vergessen werden. Es muss politisch sichergestellt werden, dass es neben Bildungs- und Qualifizierungsmöglichkeiten auch tagesstrukturierende und teilhabefördernde Beschäftigungsmöglichkeiten gibt.

Unsere Autor Thomas Johannes

ist Vorstandsmitglied der bag arbeit und Geschäftsführer der der BRAUCHBAR gGmbH in Würzburg.