Nachgefragt bei Dr. Dirk Gastauer
Name: Dr. Dirk Gastauer
Wohnort: Hermeskeil
Das ist das Beste an meinem Beruf: Die Vielseitigkeit, und dass man sich immer wieder in neue Felder reinarbeiten kann. Gerade stecke ich wieder in einem beruflichen Wechsel und mache eine Ausbildung zum Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeuten. Knapp 10 Jahre war ich Geschäftsführer in der Suchthilfe, nachdem ich einige Jahre sowohl in der Praxis der Sozialen Arbeit als auch in der Forschung gearbeitet habe. Von der Grundprofession her bin ich Diplom-Pädagoge mit den Schwerpunkte Sozialpädagogik und Medienpädagogik.
Der ungewöhnlichste Job, den ich je hatte: Ich habe es mir während meines Studiums zur Aufgabe gemacht, möglichst in „Grenzbereiche“ der Sozialen Arbeit hineinzuschauen. So kam ich zu einem Praktikum im Drogenhilfezentrum Saarbrücken, einer niedrigschwelligen Anlaufstelle für Drogenkonsument*innen inklusive „Druckraum“. Also einem Raum, in dem man unter hygienischen Bedingungen illegal erworbene Substanzen konsumieren kann, meistens intravenös. In dieser Zeit musste die Notschlafstelle aus Kostengründen geschlossen werden, so dass viele Nutzer*innen auf der Straße standen. Schnell bildete sich eine offene Szene innerhalb von Büschen neben einer Bahntrasse, aus der einen das Elend förmlich ansprang. Anstatt die Notschlafstelle wieder zu eröffnen, wurde aber dieser Ort von einer Hundertschaft der Polizei geräumt und die betroffenen Menschen über die ganze Stadt verstreut. Diese Erlebnisse machten mir klar, wie eng das Wohlergehen vieler hilfebedürftiger Menschen mit der Politik und den Entscheidungsträger*innen vor Ort zusammenhängt. Und sie haben schließlich dazu geführt, dass ich mich mehr in der Suchthilfe engagieren wollte.
Das mochte ich an dem Job: Wiederum das Einarbeiten in ein neues, äußerst interessantes Arbeitsfeld.
Gestern betrug meine Bildschirmzeit: Äußerst lange. Wir haben mit unserem Suchthilfe-Podcast „Freiheit ohne Druck“ einen längeren twitch-Livestream aufgenommen, der vor- und nachbereitet werden musste. Das Ergebnis ist auf den meisten gängigen Podcast-Plattformen und auf YouTube zu bestaunen.
Dr. Dirk Gastauer ist Dipl.-Pädagoge und war bis Ende September 2024 beinahe 10 Jahre Geschäftsführer des Therapieverbunds Ludwigsmühle gGmbH. Im Oktober 2024 hat er eine Ausbildung zum Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeuten begonnen.
Zum dritten Mal die Snooze-Taste drücken oder vor dem Wecker aufstehen? Snoozen – ganz klar.
Diesen Song singe ich unter der Dusche mit: nach Deadpool 3 „Bye Bye Bye“ von N‘Sync
Wildcampen oder All-Inclusive? Wildcampen, am besten natürlich in Ländern, in denen es erlaubt ist. Gerne auch auf längeren Wandertouren.
Die Legalisierung von Cannabis in Deutschland sehe ich als … großen Schritt in die richtige Richtung. Für viele Fachkräfte und Konsumierende war es wichtig, dass der Konsum und Besitz von Cannabis endlich entkriminalisiert werden, da 1. dadurch Hilfe häufig blockiert bzw. erschwert wurde und 2. keinerlei Reduktion des Konsums bewirkt wurde. Allerdings ist es ein Schritt mit „angezogener Handbremse“: Es gibt bis auf den Erwerb von Medizincannabis und den Eigenanbau noch keine Möglichkeit, legal Cannabis zu erwerben. Deswegen hoffen die meisten auf die Eröffnung von Fachgeschäften (2. Säule) und als Zwischenschritt die offizielle Genehmigung von Cannabis-Anbauvereinigungen.
Ein verbreitetes Vorurteil über Suchtkranke: Sie seien selbst schuld an ihrer Situation und sie müssten „nur wollen“, dann klappe das schon mit dem Ausstieg. Diese Schuld und weitere Stigmata werden leider gesellschaftlich nicht nur auf die Betroffenen selbst, sondern auf deren gesamtes soziales Umfeld projiziert. Ein weiteres Missverständnis ist, dass man von dem einmaligen Konsum einer illegalen Substanz sofort süchtig werde, während auch hohe Konsummengen legaler Substanzen, insbesondere Tabak und Alkohol, noch kein Problem darstelle. Beides ist falsch.
Arbeit bedeutet für mich … Selbsterfüllung, neue Dinge zu lernen, neue Menschen kennenzulernen und schließlich auch irgendwie ein wenig zu helfen.
Eine gute Work-Life-Balance beginnt bei … der Aufgabe, sich klare Grenzen zu setzen. Das klappt bei mir so semi.
9 to 5 oder 4-Tage-Woche? Eher die 4-Tage-Woche, wobei ich lieber – wenn möglich – selbst darüber entscheide, wann und wie ich arbeite, anstatt mich an gesellschaftliche Vorgaben anzupassen.
Sonntagabend zum Stammitaliener oder selber kochen? Da es nur wenige Restaurants gibt, die gut vegan kochen können, koche ich mit meiner Frau zusammen lieber selbst.
Meine nächste Reise geht nach: Belgien in einen Familienurlaub
Das nächste Online Seminar mit Dr. Dirk Gastauer
Konsum – Sucht – Hilfe: Impulse zum Umgang mit Suchtproblematiken (1012)
am 04. Dezember 2024