Nachgefragt bei Rihab Chaabane
Name: Rihab Chabaane
Wohnort: München und die Welt
Das ist das Beste an meinem Beruf: Dass ich das Gefühl habe, Wellen schlagen zu können. Ich eröffne Räume, wo Menschen ins Nachdenken und Wachsen kommen. Sie werden sensibilisiert und zugleich motiviert für mehr soziale Gerechtigkeit. Gleichzeitig liebe ich die Flexibilität und Freiheit. Ich habe lange Zeit vieles parallel gemacht: Studieren, neben fast Vollzeitjob und Ehrenamt, darunter auch Dinge, die mich nicht zu 100% erfüllt haben. Heute darf ich schon die ersten Früchte davon tragen, und viel freier entscheiden, was meinen Werten und auch meinem Typ entspricht.
So bin ich zu der Arbeit in diesem Bereich gekommen: Sowohl zur Heilpädagogik als auch zur Referentin-Tätigkeit bin ich durch Zufall gekommen. Ich kannte bis zum Abitur die Heilpädagogik gar nicht. Ein Berufseignungstest ergab, dass diese zu 98% zu mir passt. So kam ich trotz einer sehr guten Abinote erst durch das 2. Nachrückverfahren in die Katholische Hochschule im wunderschönen Freiburg.
Ähnlich wenig war es von mir geplant, dass ich in der Erwachsenenbildung lande. Mich hat damals eine Kommilitonin, während ich noch im Masterstudium war, ohne dass ich es wusste, der Europäischen Akademie für Heilpädagogik empfohlen für eine Fortbildung. Das war 2016. Und so hat sich eine Empfehlungskette etabliert. Mittlerweile bin ich als Referentin für Vielfalt und Inklusion mindestens ein halbes Jahr im Voraus ausgebucht.
Der ungewöhnlichste Job, den ich je hatte: Ich habe zwischen Abitur und Studium eine Art unfreiwilliges Selbstfindungsjahr gehabt und hatte mehrere Jobs. Es gab eine Zeit, da habe ich tagsüber als Dolmetscherin im medizinischen Bereich für das Emiratische Konsulat gearbeitet. Ich hatte fast ausschließlich mit Chefärzt*innen zu tun, saß in den teuersten Autos mit Chauffeur und übersetzte teilweise für Prinzen und hochrangige Personen. Am Abend schlüpfte ich in meinen roten Kaufland-Kittel und habe Lebensmittelregale eingeräumt.
Das mochte ich an dem Job: Ich denke gerne an diese Zeit zurück, weil ich mich sehr lebendig fühlte und als würden mir alle Möglichkeiten offenstehen. Ich musste nur selbst herausfinden, wer ich bin und was ich will. Es war ein Tanzen zwischen vielen verschiedenen Welten, was sinnbildlich für meine Biografie insgesamt steht.
Gibt es Bücher. Filme oder Projekte, die Sie besonders inspirieren? Mich fasziniert Sprache in all ihren Facetten. Insbesondere die Frage, wie wir Sprache inklusiver machen können. Deshalb ist ein Herzensprojekt der Online-Kurs Leichte Sprache, den ich über viele Wochen entwickelt und im Oktober 2024 gelauncht habe. Hier bekommen Menschen eine klare Anleitung, wie sie ihre Sprache verständlicher und barrierefreier machen können.

Rihab Chaabane, Heilpädagogin M.A ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der RPTU Landau und Referentin für Vielfalt und Inklusion.
Welche Veränderung würden Sie sich in unserer Gesellschaft am meisten wünschen? Dass sich Menschen für ihr Sein, ihr Geschlecht oder ihre Herkunft nicht rechtfertigen müssen. Dass das Gefühl von Zugehörigkeit in unserer Gesellschaft nicht mehr gekoppelt ist an Bedingungen, die von einer bestimmten Gruppe definiert werden. Dass wir unsere Vorstellungen von Norm hinterfragen und aufbrechen. Dass Themen wie Rassismus, Ableismus und soziale Ungerechtigkeit nicht in erster Linie von selbst betroffenen Menschen bearbeitet werden müssen, sondern tatsächlich als gesamtgesellschaftliche und strukturelle Verantwortung verstanden werden. Das bedeutet vor allem, dass privilegiert Personen sich ihrer Privilegien bewusst werden und Powersharing betreiben.
Gestern betrug meine Bildschirmzeit: ch habe gerade nachgesehen und ich bin erschrocken: 5 Stunden! Dabei habe ich lange gekocht, gemalt und Zeit mit der Familie verbracht. Das muss ein Fehler vom Smartphone sein! 😉
Zum dritten Mal die Snooze-Taste drücken oder vor dem Wecker aufstehen? Snooze-Taste ist die beste Erfindung!
Diesen Song singe ich unter der Dusche mit: Wenn ich singe, verschluck ich mich am Wasser, deshalb lass ichs lieber.
Sonntagabend zum Stammitaliener oder selber kochen: Selber kochen oder Essen bestellen.
Wildcampen oder All-inklusive: Etwas dazwischen.
Meine nächste Reise geht nach: Ich bin gerade 6 Wochen in Ägypten.
Das nächste Online Seminar mit Rihab Chaabane:
Mehrsprachige Realität– Herausforderung oder besondere Qualifikation? (994)
am 06. Mai