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Die Wiederauferstehung des Sozialen Arbeitsmarktes

Kersten Tormin, Vorstand der bag arbeit und geschäftsführender Vorstand von Mook wat e.V., bezieht Stellung.

Die Wiederauferstehung des Sozialen Arbeitsmarktes

Es war eine große Idee, die uns in den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts fesselte. Die Bundesanstalt für Arbeit (wie sie damals noch hieß…) wollte für schwervermittelbare Langzeitarbeitslose nicht länger Ausgrenzung und Nichtstun finanzieren, sondern sinnvolle entlohnte Arbeit, um damit die Lebenssituation sozial benachteiligter Menschen in doppelter Hinsicht entscheidend zu verbessern

  • einerseits durch die Aufhebung von Ausgrenzung und Isolation, Schaffung sinnvoller Tagesstrukturen, (Wieder-)Erlernen von Fähigkeiten und sozialen Kompetenzen sowie (eigenes Einkommen für) Teilhabe am sozialen Leben
  • andererseits, dass unsere Wiedereinstiegsangebote in Arbeit verknüpft waren mit der Erstellung von Gütern und Dienstleistungen, die wiederum anderen sozial schwachen Menschen und benachteiligten Stadtteilen direkt zugutekamen.

ABM und „Tariflohn statt Sozialhilfe“ hießen die Zauberworte jener Jahre und wir waren überzeugt davon, dass es uns gelingen möge, die soziale Spaltung unserer Gesellschaft damit zu überwinden. Wir waren die Guten, wir waren „Retter der Enterbten“, wir waren es, die der Arbeitslosigkeit endgültig den Garaus bereiten wollten. Die Erwartungen an uns waren riesig, wir wurden gefeiert von Presse und Politik, welche unsere kleinen Erfolge begierig aufgriffen und weit verbreiteten. Berichteten wir von einem Langzeitarbeitslosen, den wir wieder in Dauerarbeit gebracht hatten, verkündeten sie, dass uns dies bei jedem Teilnehmer stets gelänge – und wir waren so perplex, dass wir nicht widersprachen.

Nicht alles was seinerzeit umgesetzt wurde, konnte unseren Qualitätsansprüchen genügen. Und der allzu hohe Erwartungsdruck kam wie ein Bumerang auf uns zurück. Eben noch gefeiert, zog man jetzt über uns her:
Wir würden die Menschen nicht zur Arbeit hinführen, sondern sie im Gegenteil von „richtiger“ Arbeit entfremden, genüsslich wurden Beispiele von uns organisierter sinnentleerter Beschäftigung beschrieben, welche angeblich „typisch“ für uns seien, man warf uns vor, dass wir ineffektiv und VIEL zu teuer seien.

ABM und „Tariflohn statt Sozialhilfe“ waren plötzlich mega-out, man propagierte jetzt 1-Euro-Jobs oder lieber noch zu Aktivierungsmaßnahmen geadelte „0-Euro-Jobs“. Durch Hartz IV, die Gesetzesgrundlage dieser neuen Maßnahmen, verloren zahlreiche Menschen den Glauben an den Sozialstaat.

Der Text ist erschienen im Forum Arbeit 03|18 – Bundesteilhabegesetz

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