Petra Walter, Vorständin der bag arbeit und Geschäftsführerin der AJO – Aktion Jugendberufshilfe im Ostalbkreis e.V. sowie der Mahlzeit-Ostalb GmbH, bezieht Stellung.
Gemeinsam Chancen ermöglichen!
Ich möchte hier nicht zum wiederholten Male aufzählen, welche Instrumente sinnvoll und notwendig wären, damit soziale Benachteiligung überwunden werden kann. Das wissen wir alle sehr gut selbst, die Instrumente wurden untersucht, ihre Wirkungen sind wissenschaftlich belegt und die jahrelange Forderung nach deren Einführung wird von allen Organisationen, die mit sozial Benachteiligten arbeiten, unterstützt. Mir geht es um die Frage, warum trotz dieser wissenschaftlichen Untermauerungen und Erfahrungen aus der Praxis seit Jahren keine Regierung willens ist, hier wirksame Abhilfe zu schaffen.
Hier meine Thesen:
- Jede Partei glaubt gerne an die guten Arbeitsmarktzahlen, denn sie werden als Erfolg für die eigene Politik verwendet. Warum also hinter die schöne Fassade blicken?
- Die Komplexität der Materie lässt keinen einfachen Zugang zu diesem Thema zu. Eine differenzierte Meinungsbildung ist für die ArbeitsmarktexpertInnen der arteien nichteinfach.
- Das Thema Langzeitarbeitslosigkeit ist extrem unpopulär, denn damit werden keine Wählerstimmen gewonnen und es kostet Geld.
Was für Voraussetzungen brauchen wir angesichts dieser Thesen für eine positive Entwicklung von sozial Benachteiligten?
Wir brauchen bei den EntscheidungsträgerInnen die Grundhaltung, dass jeder einzelne Mensch wertvoll für unsere Gesellschaft ist.
Wir müssen endlich weg von der seit Jahren andauernden Ökonomisierung des sozialen Bereichs, der Markt wird es hier nicht richten! Soziale Ungleichheit interessiert den Markt nicht, es ist vielmehr Aufgabe der Politik, wirksame Abhilfe zu schaffen.
Wir brauchen eine Umverteilung der Gelder, damit wir die Weitergabe von sozialer Benachteiligung an die nachfolgenden Generationen stoppen. Die Millionenüberschüsse der Bundesagentur für Arbeit dürfen nicht in Fernsehwerbung investiert werden, sondern in das SGB II.
Und endlich offene Zugänge zu Bildung für alle Kinder, offene Zugänge zu Sprachangeboten für alle Zuwanderer, denn Bildung schützt vor Armut und damit vor sozialer Benachteiligung. Davon würde unsere Gesellschaft langfristig profitieren. Dazu brauchen wir einen erklärten politischen Willen zu strukturellen Reformen – nicht im Sinne von weiterer Ökonomisierung, sondern im Sinne der Menschen, die für sich und ihre Kinder eine bessere Zukunft wollen. Politik sollte das Leben der Menschen verbessern.
Was können wir also tun: nicht nachgeben und nicht nachlassen. Lauter werden mit unseren Forderungen, Verbündete suchen, uns zusammenschließen und gemeinsam Strategien entwickeln.
Der Text ist erschienen im: Forum Arbeit 01|18 – Chancen ermöglichen
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