Die Integration von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt stellt eine zentrale Herausforderung dar und wird immer wieder öffentlich diskutiert. Eine aktuelle Untersuchung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zeigt, dass aktive arbeitsmarktpolitische Maßnahmen die Situation Geflüchteter am Arbeitsmarkt nachhaltig verbessern. Die Studie analysierte verschiedene arbeitsmarktpolitische Instrumente und deren Einfluss auf die Beschäftigung sowie das Erwerbseinkommen von Geflüchteten. Erstmals werden auch langfriste Wirkungen untersucht.
Langfristige Wirkungen arbeitsmarktpolitischer Maßnahmen für Geflüchtete
Mit zunehmender Aufenthaltsdauer steigen die Löhne und Erwerbsquoten von Geflüchteten. Dies liegt unter anderem daran, dass institutionelle Hemmnisse wie das Asylverfahren oder Beschäftigungsverbote wegfallen. Nach dem Absolvieren von Sprachkursen stehen Geflüchtete dem Arbeitsmarkt in vielfältiger Weise zur Verfügung.
Laut Studie betrug die Erwerbstätigenquote der 2015 nach Deutschland gekommenen Geflüchteten sieben Jahre später 64 Prozent. Ihr durchschnittlicher Bruttostundenlohn lag bei 13,70 Euro, wobei rund 90 Prozent dieser Beschäftigten sozialversicherungspflichtig angestellt waren.

Betrachtete Zielgruppe und Maßnahmen
Die untersuchte Stichprobe umfasste Personen, die ab dem 1. Januar 2013 nach Deutschland eingewandert waren, bis zum 30. September 2016 eine Aufenthaltserlaubnis aus Fluchtgründen erhalten hatten, Arbeitslosengeld II bezogen und arbeitslos waren. Etwa 75 Prozent dieser Stichprobe stammten aus Syrien. Zuvor wurde die Stichprobe bereits auf kurzfristige Wirkungen der arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen untersucht. Um nun auch langfristige Entwicklungen nachvollziehen zu können, wurde der Betrachtungszeitraum von zwei Jahren auf 69 Monate ausgeweitet.
Folgende arbeitsmarktpolitische Maßnahmen wurden untersucht:
- Maßnahmen beim Arbeitgeber (MAG)
- Maßnahmen beim Träger (MAT)
- Förderungen zur beruflichen Weiterbildung (FbW)
- Arbeitsgelegenheiten (AGH), auch als „Ein-Euro-Jobs“ bekannt
- Flüchtlingsspezifische Maßnahme „Kompetenzfeststellung, frühzeitige Aktivierung und Spracherwerb“ (KompAS)
Langfristige Wirkung auf die Beschäftigungschancen
Die Studie belegt, dass verschiedene arbeitsmarktpolitische Maßnahmen die Beschäftigungschancen von Geflüchteten nachhaltig verbessern. Dabei gibt es jedoch Unterschiede in der Effektstärke:
- Die Teilnahme an MAT-Maßnahmen führte zu einer Verdopplung der Beschäftigungseffekte von 1,5 Prozent auf 3,5 Prozent nach 69 Monaten.
- KompAS, das eine MAT mit Sprachkursen kombiniert, zeigt ähnliche Effekte wie eine MAT allein.
- FbW-Maßnahmen führten zu einer deutlich höheren Beschäftigungsrate, mit einem Effekt von rund 13 Prozent am Ende der Beobachtungsperiode.
- MAG-Maßnahmen erreichten nach zwei Jahren einen Beschäftigungseffekt von mehr als 20 Prozent, der sich nach 69 Monaten auf 12,6 Prozent verringerte.
- Arbeitsgelegenheiten (Ein-Euro-Jobs) hatten keine langfristigen positiven Effekte auf die Beschäftigung.
Einfluss auf das Erwerbseinkommen
Auch hinsichtlich des Erwerbseinkommens zeigten sich Unterschiede zwischen den einzelnen Instrumenten:
- MAT und KompAS-Teilnehmer verzeichneten am Ende der Beobachtung einen Einkommenszuwachs von etwa 50 Euro.
- MAG und FbW führten zu deutlich höheren Einkommenssteigerungen von 430 bzw. 800 Euro.
- Arbeitsgelegenheiten hatten keinen positiven Einfluss auf das Einkommen von Geflüchteten.
Langfristige Erfolge durch aktive Arbeitsmarktpolitik
Die Studie zeigt deutlich, dass alle untersuchten Maßnahmen – mit Ausnahme der Arbeitsgelegenheiten – die Arbeitsmarktchancen Geflüchteter verbessern, sowohl kurzfristig als auch langfristig. Die Stärke der Effekte variiert jedoch je nach Maßnahme.
Es ist dabei zu beachten, dass sich die Zusammensetzung der geförderten Personen je nach Maßnahme unterscheidet. Direkte Vergleiche sind daher nur bedingt möglich. Dennoch zeigt die Analyse, dass aktive Arbeitsmarktpolitik einen wesentlichen Beitrag zur nachhaltigen Integration von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt leistet.
Weitere Informationen
Mehr Informationen und Zahlen der Studie finden Sie hier.