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Zeitreihenanalyse von Beschäftigungsübergängen

Die Wiedereingliederung von Arbeitslosen in den Arbeitsmarkt ist ein zentraler Indikator für die Dynamik des Arbeitsmarkts. Ein wichtiger Messwert dafür ist die Abgangsrate aus der Arbeitslosigkeit in eine Erwerbstätigkeit. In dieser Analyse betrachtet Andreas Hammer die Entwicklung dieser Raten für die beiden Rechtskreise SGB II und SGB III, um langfristige Trends und saisonale Muster zu identifizieren.

Saisonale Muster

Eine weitere auffällige Erkenntnis ist die unterschiedliche Saisonalität der Abgangsraten:

  • Im SGB III zeigt sich ein wiederkehrendes Muster mit steigenden Abgangsraten im Frühjahr und Herbst, was mit einer konjunkturellen Belebung in diesen Jahreszeiten zusammenhängt.
  • Im SGB II ist diese saisonale Dynamik für das Frühjahr nicht erkennbar. Dies legt nahe, dass Arbeitslose in diesem Rechtskreis nicht in gleichem Maße von wirtschaftlichen Aufschwüngen profitieren.

Trends

Die Analyse zeigt einen signifikanten Niveauunterschied zwischen den beiden Rechtskreisen. Die Abgangsrate im SGB III liegt mit 14,4 Prozent rund 3,5-mal höher als im SGB II, wo sie nur 4,1 Prozent beträgt. Dies ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass die Dauer der Arbeitslosigkeit im SGB II in der Regel länger ist und strukturelle Hemmnisse den Wiedereinstieg erschweren.

Die Entwicklung seit 2010 zeigt unterschiedliche Muster:

  • SGB II: Seit 2010 ist die Abgangsrate kontinuierlich gesunken. Während sie zwischen 2007 und 2010 noch bei über 6 Prozent lag, hat sie sich seit 2023 auf unter 3 Prozent halbiert.
  • SGB III: Die Abgangsrate blieb bis zur Corona-Pandemie weitgehend stabil, sank jedoch danach deutlich. Dies deutet darauf hin, dass das SGB III stärker von konjunkturellen Schwankungen betroffen ist als das SGB II.

Einflussfaktoren auf die Abgangsraten

Die sinkende Abgangsrate im SGB II ist unter anderem auf den steigenden Anteil von nichtdeutschen Arbeitslosen zurückzuführen, die möglicherweise strukturell benachteiligt sind. Abgesehen von der Pandemie wurden keine weiteren externen Einflüsse auf diesen Trend sichtbar.

Im SGB III hatte die Corona-Pandemie den größten Einfluss auf die Entwicklung der Abgangsraten. Zudem spielen auch aktuelle Krisen, wie die wirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Kriegs, eine Rolle.

Fazit und Ausblick

Seit 2021 setzt sich der langfristige Abwärtstrend der Abgangsraten im SGB II fort. Die verschlechterten Chancen auf einen Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt zeigen, dass bisherige Maßnahmen nicht ausreichend wirksam waren.

Im SGB III bleibt das saisonale Muster stabil, allerdings haben externe Krisen wie Corona und der Ukraine-Krieg die Abgangsraten nachhaltig beeinflusst. Trotz einer Erholung sind sie noch nicht auf das Vorkrisen-Niveau zurückgekehrt, was auf einen möglichen Strukturbruch hindeutet.

Sollte die Arbeitslosenquote im SGB III weiter steigen, könnten die Abgangsraten aus der Arbeitslosigkeit in Erwerbstätigkeit erneut sinken. In diesem Fall wären verstärkte Investitionen in Maßnahmen zur Bekämpfung struktureller Arbeitslosigkeit notwendig. Um zukünftige negative Entwicklungen abzufedern, ist es entscheidend, Einflussfaktoren auf die Abwärtstrends frühzeitig zu erkennen und gezielt entgegenzusteuern.

Weitere Informationen

Die Zeitreihen-Analyse von Andreas Hammer finden Sie hier.

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