Die Studie “Kinderarmut? Die Perspektive von Kindern und Jugendlichen” des Deutschen Jugendinstituts bietet einen Einblick in die Lebensrealitäten von 54 Kindern und Jugendlichen, die unmittelbar oder mittelbar von Armut betroffen sind. Diese Gruppe stammt aus vielfältigen Lebensumständen, darunter unterschiedliche familiäre Situationen, Erfahrungen mit Migration und Flucht sowie variierende Wohnverhältnisse. In Einzelgesprächen und Gruppendiskussionen äußerten sich die Teilnehmer differenziert und reflektiert über ihre Lebenslagen und Bedürfnisse.
Die Studie stellt fest, dass viele Kinder und Jugendliche Armut nicht bei sich selbst, sondern eher bei anderen wahrnehmen. Dies könnte als Selbstschutzmechanismus dienen, um ihren positiven Selbstwert aufrechtzuerhalten. Trotz dieser Wahrnehmung zeigen die Berichte jedoch schwerwiegende Auswirkungen von Armut, darunter Einschränkungen bei Freizeitaktivitäten, sozialer Teilhabe und Bildungschancen. Des weiteren hebt die Studie hervor, dass Familien kreative Strategien entwickeln, um mit finanziellen Engpässen umzugehen. Trotz der Herausforderungen wird die Familie als wichtiger Rückzugsort und Ort der innerfamiliären Solidarität betrachtet. Ebenso spielen Peers eine bedeutende Rolle bei der Bewertung der individuellen Lage und finanzielle Ressourcen werden oft genutzt, um soziale Beziehungen zu stärken und Status zu demonstrieren. Schulische und berufliche Bildung werden von vielen Befragten als ausschließend empfunden, wobei die Schule oft als unsicherer Ort wahrgenommen wird. Daher wird die Vermittlung von Kenntnissen zur Alltagsbewältigung und finanziellen Absicherung gefordert. Ein hohes Bedürfnis nach Sicherheit äußerten die Kinder und Jugendlichen, wobei “Safe Spaces” als besonders wichtig angesehen wurden. Diese bieten Rückzugsmöglichkeiten, in denen sie sich entfalten können. Die Studie identifiziert auch Schutzfaktoren wie eine liebevolle Familie und institutionelle Vertrauenspersonen, die Deprivationserfahrungen abfedern können.
Als Implikationen für die Unterstützung junger Menschen von Armut bedroht oder betroffen werden unter anderem die Notwendigkeit einer ganzheitlichen Betrachtung der Problematik, niedrigschwellige Anlaufstellen und eine verbesserte Informationsbereitstellung für Familien und Jugendliche herausgestellt. Zudem wird betont, dass inklusive Jugendarbeit und Schulsozialarbeit wichtige Ressourcen für von Armut betroffene Kinder und Jugendliche sind, die ausgebaut und finanziell abgesichert werden sollten.