Beate Schulz-Montag, Foresight-Expertin und -Beraterin für Unternehmen und öffentliche Auftraggeber, bezieht Stellung in der forum arbeit.
Können Sie uns sagen, wie die Arbeitswelt in 20 Jahren ausschaut?
Schulz-Montag: Niemand kann dazu verbindliche Prognosen abgeben, wohl aber lassen sich begründete Annahmen treffen. Schon seit vielen Jahren beobachten wir die Erosion des Normalarbeitsverhältnisses zugunsten einer deutlichen Zunahme von geringfügiger Beschäftigung, Teilzeit- und Leiharbeit sowie Solo-Selbständigkeit. Dieser Trend wird sich fortsetzen und noch stärker als heute mit der digitalen Plattformök onomie verschmelzen. Ich rechne damit, dass das sozialversicherungspflichtige Festanstellungsverhältnis zwar nicht verschwinden, sich jedoch daneben eine breit gefächerte Gig-Economy mit Crowdworking und Plattformarbeit ohne oder mit nur geringen Arbeitsschutzstandards und sozialer Absicherung etablieren wird. In der Zukunft wird es daher darum gehen, die richtige Balance zu finden zwischen der technisch-ökonomischen Flexibilisierung, die ja durchaus auch positive Seiten haben kann, und dem Schutz von Arbeitnehmer*innenrechten.
Eine weitere große Entwicklung betrifft die Arbeitstätigkeiten selbst. Nach der Automatisierung in der Produktion und dem Dienstleistungssektor befinden wir uns am Beginn in der dritten Phase: der Automation von Wissensarbeit. Nach der Studie von Frey und Osborne, die bei ihrer Veröffentlichung 2013 große Wellen geschlagen hat, weil sie davon ausging, dass jeder zweite Arbeitsplatz in den USA der Digitalisierung zum Opfer fallen könnte, ist die hitzige Debatte um die Ersetzungspotenziale der neuen Technologien glücklicherweise einer differenzierteren Betrachtungsweise gewichen.
Den Volltext des Interviews können Sie hier lesen.
Der Text ist erschienen im: forum arbeit 04/2020 – Arbeitsperspektiven?
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